Wem gehört Palästina? | Sh. Muhammad ad-Dadaw

Scheich Muhammad al-Hassan al-Dadaw:

Frage: Jemand sagte mir, dass Israel ein historisches Anrecht auf die Erde in Palästina und die Schām-Region besitzt, da sie ja dort einen Staat besaßen. Ich konnte darauf nicht antworten. Zudem las ich noch, dass der Prophet Isḥāq eine lange Zeit dort gelebt hatte.

Antwort: Die Kinder Isrāʾīls (die Nachkommen Yaʿqūbs) gehörten weder zu den Einwohnern Palästinas noch zu den Einwohnern der Schām-Region. Ihr wisst ja, dass Ibrāhīm – unser und ihr Vater – aus dem Irak abstammt, nämlich von den Einwohnern von Kutha. Er wanderte nach Schām aus und traf dort dessen Einwohner vor. Erst danach wanderten seine Söhne (mit ihren Söhnen) nach Ägypten aus, da die Schām-Region nicht ihr Land war. So ließen sie sich in Ägypten nieder. Dort verstarben dann auch Yaʿqūb und seine zwölf Kinder bzw. Stämme. Danach bestimmte Allah für ihre Nachkommen, dass der Pharao sie mit einer schlimmen Qual heimsuchen sollte. Er tötete ihre Söhne und ließ ihre Frauen am Leben. Nachdem Allah sie durch Mūsā vor dem Pharao errettete, befahl er ihnen, Ägypten zu verlassen.

Er schrieb ihnen vor, die Stadt Ariha (Nordwesten von Syrien) zu betreten, was sie jedoch ablehnten: „Sie sagten: ‚O Mūsā, in ihm ist ein übermächtiges Volk. Wir werden es gewiss nicht betreten, bis sie aus ihm herausgehen. Wenn sie aus ihm herausgehen, dann wollen wir (es) gewiss betreten.‘ Zwei Männer von denen, die (Allah) fürchteten und denen Allah Gunst erwiesen hatte, sagten: ‚Tretet gegen sie durch das Tor ein; wenn ihr dadurch eintretet, dann werdet ihr Sieger sein. Und verlasst euch auf Allah, wenn ihr gläubig seid.‘“ (5:22–23)

Jedoch brachten sie eine sehr ungeheuerliche Ausrede hervor: „Sie (die anderen) sagten: „O Mūsā, gewiss werden wir es niemals betreten, solange sie darin sind. Geh doch du und dein Herr hin und kämpft! Wir werden hier sitzen bleiben.“ (5:24)

So bestimmte Allah für sie, dass sie für 40 Jahre zerstreut auf der Erde umherirren sollten. Die Alten unter ihnen verstarben, also jene, die es gewohnt waren, unter Erniedrigung und Elend zu leben und eine neue Generation wuchs heran, welche in Elend und ohne festen Wohnsitz aufwuchs. Diese waren bereit für den Dschihad. Sie waren also Gäste in der Schām-Region und zu keiner Zeit in der Geschichte die ursprünglichen Einwohner. Unabhängig davon, schenkte Allah ihnen trotzdem zwei Staaten, wie Allah es im Koran erwähnt:

„Und Wir haben für die Kinder Isrāʾīls im Buch entschieden: ‚Ihr werdet ganz gewiss zweimal auf der Erde – gemeint ist das Heilige Land, hier also die Schām-Region – Unheil stiften.‘“

„‚Ihr werdet ganz gewiss zweimal auf der Erde Unheil stiften, und ihr werdet ganz gewiss mächtige Überheblichkeit erlangen.‘ Wenn nun das Versprechen vom ersten der beiden (Male) eintrifft, schicken Wir gegen euch Diener von Uns, die eine starke Gewalt besitzen. Sie dringen zwischen den Wohnstätten hindurch ein, und das ist ein Versprechen, das sicher ausgeführt wird. Hierauf geben Wir euch wiederum die Oberhand über sie, und Wir unterstützen euch mit Besitz und Söhnen und machen euch zahlreicher. Wenn ihr Gutes tut, tut ihr Gutes für euch selbst; und wenn ihr Böses tut, ist es (auch) für euch selbst.

Wenn nun das Versprechen vom letzten (Mal) eintrifft, so sollen sie eure Gesichter entstellen und die Gebetsstätte betreten, wie sie diese das erste Mal betraten, und das, worüber sie Macht erlangt haben, völlig zerstören. Auf dass sich euer Herr eurer erbarmt; doch wenn ihr (dazu) zurückkehrt, kehren (auch) Wir zurück. Und Wir haben die Hölle für die Ungläubigen zum Gefängnis gemacht.“ (17:4–8)

Die Erde gehört Allah und nicht den Menschen. Somit bestimmte Er und vergibt sie, wem Er möchte. Er hat die Erde dieser Umma vererbt – Muḥammad ﷺ und seiner Umma. Es wurde authentisch überliefert, dass Jubair b. Muṭʿim berichtete, dass sein Vater sagte: ‚Ich hörte den Gesandten Allahs ﷺ sagen:

لِي خَمْسَةُ أَسْمَاءٍ أَنَا مُحَمَّدٌ، وَأَحْمَدُ، وَأَنَا الْمَاحِي الَّذِي يَمْحُو اللَّهُ بِي الْكُفْرَ، وَأَنَا الْحَاشِرُ الَّذِي يُحْشَرُ النَّاسُ عَلَى قَدَمِي، وَأَنَا الْعَاقِبُ

‚Ich habe fünf Namen: Ich bin der Gepriesene (Muḥammad), ich bin der Allah dankende (Aḥmad), ich bin der Auslöscher (al-Māḥī), durch den Allah den Unglauben (kufr) auslöscht, und ich bin der Versammler (al-Ḥāschir), nach dem die Leute versammelt werden und ich bin der Erbende bzw. Letzte (al-ʿĀqib).‘“[1]

Al-ʿĀqib“ ist jener, der die Erde erben bzw. erobern wird, indem er den Platz der Einwohner bzw. Menschen einnimmt. So hat Allah dieser Umma die ganze Erde geschenkt und zur Verfügung gestellt. Allah ist ihr Eigentümer.

„Gewiss, die Erde gehört Allah; Er gibt sie zum Erbe, wem von Seinen Dienern Er will.“ (7:128)

Die Einwohner Palästinas haben mehr Anrecht auf ihre Heimat als die eingewanderten Juden nach ihnen. In Bezug auf die Juden hat Allah Sein Versprechen verwirklicht, als dass sie zwei große Imperien aufbauen werden. So entstand das erste Imperium zur Zeit von Dāwūd und Sulaimān . Die Herrschaft der Könige der Kinder Isrāʾīls verweilte lange in der Schām-Region, sodass sie dort viel Unheil und Verderben anrichteten. Deswegen schickte ihnen Allah etliche Feinde, nämlich (der neubabylonische König) Nebukadnezar II. und die Byzantiner (Römer).

„…Sie dringen zwischen den Wohnstätten hindurch ein, und das ist ein Versprechen, das sicher ausgeführt wird.“ (17:5)

Leider legen viele Tafsīr-Gelehrten diese Verse unsachgemäß aus, sodass ihre Interpretation der Realität und der Geschichte widerspricht. Denn im obigen Vers kommen viele Pronomen vor und ich verstehe den Vers auf andere Weise.

Allah sagte: „Hierauf geben Wir euch wiederum die Oberhand über sie…“ (17:6)

Allah spricht hier die Muslime an, nicht die Juden. Konkret: Hierauf geben wir euch – ihr Muslime – wiederum die Oberhand über sie – die Römer und Perser –, also über jene, welche Allah gegen die Juden gewinnen ließ. In der Geschichte geschah es nämlich nicht ein einziges Mal, dass die Juden gewannen – weder gegen die Nebukadnezar oder Römer noch gegen die Perser oder die Byzantiner (Oströmer). Es kann auch nicht sein, dass Allahs Versprechen sich als Lüge herausstellt, somit ist dieses Versprechen an die Muslime gerichtet, nicht an die Juden.

„…und geben euch mehr (kriegerisches) Aufgebot“ (17:6) – hier sind wieder die Muslime angesprochen, da die Juden in der Menschheitsgeschichte zur keiner Zeit mehr Streitkräfte als die Byzantiner oder Perser hatten. Vielmehr war dies bei den Muslimen der Fall.

„‚Wenn ihr Gutes tut, tut ihr Gutes für euch selbst; und wenn ihr Böses tut, ist es (auch) für euch selbst…‘“ (17:7)

Dies spiegelt die Geschichte der Muslime wider, es gab Gutes und Schlechtes. Wenn sie den rechten Weg folgen, öffnet Allah ihnen die Länder und wenn sie sich (vom Weg) abwenden, haben sie ihren Anteil an der Verminderung und am Kräfteschwund.

„Wenn nun das Versprechen vom letzten (Mal) eintrifft…“ – d.h., das Versprechen für das Ende des zweiten Imperiums.

„Wenn nun das Versprechen vom letzten (Mal) eintrifft, so sollen sie eure Gesichter entstellen…“ (17:7) – d.h., so sollen die Juden Niedergeschlagenheit auf die Gesichter der Muslime bringen, was sie auch taten.

„…und die Gebetsstätte betreten, wie sie diese das erste Mal betraten, und das, worüber () sie Macht erlangt haben, völlig zerstören…“ – d.h., dass sie die al-Aqsa-Moschee betreten werden wie beim ersten Mal.

Das Wort „“ kann hier auch in Bezug auf die Stärkezeit der Juden verstanden werden. Danach werden die Muslime angesprochen:

„Bestimmt erbarmt euer Herr Sich eurer; doch wenn ihr (dazu) zurückkehrt, kehren (auch) Wir zurück…“ (17:8)

Dies kommt durch die die Souveränität der muslimischen Umma sowie die Eroberung der al-Aqsa-Moschee und die Vertreibung der Juden im ersten Krieg zum Ausdruck. So werden sie zwei Kriege haben. Der erste Krieg wird sich vor der Rückkehr des Messias ʿĪsā b. Maryam und dem Erscheinen des Dajjāls ereignen. In dieser Schlacht kämpfen die Muslime gegen die Juden und das Kriegslager der Muslime wird östlich des jordanischen Flusses sein, während die Juden westlich sein werden.


Der Prophet ﷺ sagte:

لَتُقَاتِلُنَّ المُشْرِكِينَ حَتَّى يُقَاتِلَ بَقِيَّتُكُمُ الدَّجَّالَ عَلَى نَهْرِ الأُرْدُنِ أَنْتُمْ شَرْقِيَّهُ وَهُمْ غَرْبِيَّهُ
قال الرواي: ولا أدري أين الأردن يومئذ

„Ihr werdet die Götzendiener so lange bekämpfen, bis ein übriggebliebener Teil von euch gegen den Dajjāl östlich entlang des jordanischen Flusses kämpft, während sie sich auf der westlichen Seite befinden werden.“

Der Überlieferer (Nahiyak al-Sakūnī) sagte: „Ich weiß nicht, wo sich an jenem Tag dieses Jordanien (urdun) befinden soll!“[2]


Der Überlieferer Nahiyak al-Sakūnī sagte: „Ich weiß nicht, wo sich an jenem Tag dieses Jordanien (urdun) befinden soll!“ Die al-Aqsa-Moschee wird befreit, nachdem Medina zerstört wird, woraufhin die Muslime Rom erobern werden. Sodann wird der Dajjāl im achten Jahr erscheinen. Im zweiten großen Krieg gegen die Juden werden sich die Verlierer unter den Juden versammeln und von Palästina aus Richtung Irak und Iran gehen, um sich beim Dajjāl zu versammeln, da er zwischen der Schām-Region und Irak erscheinen wird. Er wird rechts und links sein Unwesen treiben. Es versammeln sich also die Verlierer unter den Juden um den Dajjāl. 70.000 aus Isfahan werden es sein und sie werden Tallit (Gebetsmantel) auf ihren Köpfen tragen.[3] Wenn sie sich alle versammelt haben, geht der Dajjāl mit ihnen in Richtung Medina. Jedoch wird er es nicht betreten können, woraufhin er bei einer Sebcha einen Berg besteigt und die Moschee sieht. Er wird dann sagen: „Dieses weiße Schloss ist das Schloss Muḥammads.“[4]

Danach kehrt er in die Schām-Region zurück, wo dann auch der Messias Ibn Maryam beim weißen Minarett östlich von Damaskus herabsteigen wird, während er in der Zeit des Fajr-Gebets seine rechte Hand auf einen Engel legt und seine linke Hand auf einen Engel legt – als ob er aus einem Bad herauskommt. Wenn er seinen Kopf anhebt, erscheint sein Schweiß wie Perlen und wenn er seinen Kopf neigt, fallen diese Schweißtropfen. Jeder Ungläubige (kāfir) wird dahinschmelzen, der den Atem von ʿĪsā erreichen wird, und sein Atem erreicht alles, wohin er blicken kann.[5] Dies ist die vernichtende Waffe, nämlich der Atem des Messias ʿĪsā b. Maryam . So wird er den Dajjāl am Tor von Lod töten, wo sich heute der Flughafen von Tel Aviv befindet. Zu jener Zeit werden die Bäume und Steine dem Muslim zurufen: „O Diener Allahs, o du Muslim, hinter mir ist ein Jude so komm her und töte ihn – außer der Bocksdorn-Baum (ġarqad), er ist ein Baum der Juden.“[6]

Dies wird also der zweite große Krieg sein, wenn darauf das Kreuz zerbrochen wird, die Kopfsteuer (jizyā) abgeschafft und das Schwein getötet.[7] All dies geschieht durch den Messias ʿĪsā b. Maryam und wer mit ihm ist – von den Gläubigen. Daher sollst du wissen, dass diese Behauptung deines Kollegen keine Grundlage hat – weder historisch gesehen noch in Verbindung mit heute oder den Offenbarungen Allahs.

[1] Sahih al-Buchārī, Kapitel 61, Hadithnr. 3532, Kapitel 65, Hadithnr. 4896; Sahih Muslim, Kapitel 43, Hadithnr. 2345; Jāmiʿ al-Tirmiḏī, Kapitel 43, Hadithnr. 2840.

[2] Al-Haiṯamī, Kašf al-astār ʿan zawāʾid al-bazzār, Band 4, Seite 138, Hadithnr. 3387, Edition: Muʾassasat al-Risāla; al-Ṭabarānī, Musnad aš-šāmiyīn, Band 1, Seite 368, Hadithnr. 638, Edition: Muʾassasat al-Risāla.

[3] U.a. Sahih Muslim, Kapitel 54, Hadithnr. 2944.

[4] Vgl. u.a. al-Ḥākim, Al-Mustadrak ʿalā aṣ-ṣaḥīḥain, Band 5, Seite 753, Hadithnr. 8675, Edition: Dār al-Maʿrifa.

[5] U.a. Ibn Kaṯīr, Al-Nihāya fī fitan al-malāḥim, Band 1, Seite 192, Edition: Dār al-Jīl.

[6] Sahih al-Buchārī, Kapitel 56, Hadithnr. 2926; Sahih Muslim, Kapitel 54, Hadithnr. 2922.

[7] Sahih al-Buchārī, Kapitel 34, Hadithnr. 2222; Kapitel 46, Hadithnr. 2476, Kapitel 60, Hadithnr. 3448; Jāmiʿ al-Tirmiḏī, Kapitel 33, Hadithnr. 2333; Sunan Ibn Mājah, Kapitel 36, Hadithnr. 4077 f.

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