Sure al-Kahf jeden Freitag lesen | Sh. Muhammad ad-Dadaw

Moderator: Einige sind in dieser Sache zum Ergebnis gekommen, dass die Rezitation von Sure al-Kahf jeden Freitag eine Neuerung (bidʿa) ist und dies mit der Begründung, dass darin sich nichts Authentisches bestätigt hat und dass diese gottesdienstliche Handlung (ʿibāda) aus einem bestimmten Anlass vorgenommen wird.

Scheich Muhammad al-Hassan al-Dadaw: Diese spezielle ʿibāda wird (jedoch) durch einen eindeutigen Text vorgenommen, nämlich den Hadith, den Abū Saʿīd al-Khudrī überliefert.

Moderator: Sie stuften diesen Hadith als schwach (ḍaʿīf) ein.

Dadaw: Nein, vielmehr ist der Hadith authentisch (ṣaḥīḥ), er wird von einem Prophetengefährten überliefert (mauqūf) und ist zu bis zu einem gewissen Grad auch marfūʿ[1]. Was marfūʿ ist, stärkt sich auch gegenseitig.

Moderator: Wurde diese Handlung bekräftigt?

Dadaw: Selbstverständlich! Diese Handlung wurde seit der Zeit der Prophetengefährten (Ṣaḥāba) und wird bis heute vorgenommen.

Moderator: Bestätigend durch die Anzahl der Leute?

Dadaw: Ja, durch die Beständigkeit der Imame diese Handlung vorzunehmen, z.B. durch Mālik und asch-Schāfiʿī.

Moderator: Dann ist die Handlung also beständig geblieben?

Dadaw: Genau.

Moderator: Hier schreibt Scheich ʿAbdil-ʿAzīz b. Bāz : „Über das Rezitieren der Sure al-Kahf am Freitag gibt es Hadithe, die alle schwach sind. Jedoch erwähnten einige Gelehrte, dass sie sich gegenseitig stärken, sodass sie als Argument (ḥujja) verwendet werden können. Zudem wird von Abū Saʿīd al-Khudrī überliefert, dass er diese Tat pflegte (freitags Sure al-Kahf zu rezitieren). Danach zu handeln ist also in Ordnung (ḥasan), weil dies der Prophetengefährte tat und die Hadithe sich gegenseitig stärken.“

Dadaw: Würden wir alle Angelegenheiten, die schwach überliefert wurden, ablehnen, so würden viele in der Scharia verankerte Handlungen wegfallen. Aus diesem Grund sagte Imam asch-Schāṭibī[2] in seinem Werk „al-Muwāfaqāt“:

القطع في القوليات متعذرٌ

„Das Eindeutige in Bezug auf (viele) Aussagen ist unmöglich.“

Moderator: Gemeint ist das Eindeutige bezüglich der Gewissheit?

Dadaw: Genau. Bis man eine Zusammenstellung aller (Teil-)Aussagen (und Einstufungen) hat, die einem mutawātir[3] im übertragenen Sinne entspricht.

Abū Saʿīd al-Khudrī überliefert, dass der Prophet ﷺ sagte:

مَن قَرَأَ سورةَ الكَهفِ يومَ الجُمُعةِ أضاءَ له من النورِ ما بَينَ الجُمُعتينِ

„Wer Sure al-Kahf (Nr. 18) am Freitag liest, der wird ein Licht haben, das für ihn bis zum nächsten Freitag leuchtet.“[4]

[1] Spezifisch dem Propheten ﷺ zugeschrieben.

[2] Andalusischer Gelehrte (gest. 790 H.) und Rechtstheoretiker der malikitischen Rechtsschule.

[3] Ununterbrochen so vielfach überliefert, dass die Einigung der Überlieferer auf eine Lüge, Absprache oder ein Zufall unmöglich ist.

[4] U.a. al-Baihaqī, Sunan al-kubrā, Band 3, Seite 353, Hadithnr. 5996, Edition: Dār al-Kutub al-ʿIlmīya.

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