Scheich Sa‘id al-Kamali:

Ein Mann hatte eine Tochter, die die älteste unter seinen Kindern war. Er wollte, dass sie den Koran auswendig lernt. Er würde das arme Mädchen nach der Schule, ca. 15 oder 16 Uhr, abholen und dann zur Koran-Schule bringen. Sie konnte es nicht nachvollziehen. Warum würde ihr Vater ihr diese Qual antun? Alle ihre Freundinnen würden nach Schulschluss Spaß haben, spielen etc., aber er würde sie zur Koran Schule bringen (und dort heißt es): „Verinnerliche!“, „Lies!“

Einmal sagte sie zu ihm: „O Vater, warum tust du mir das an? Bin ich denn nicht deine Tochter? Liebst du mich etwa nicht? Warum tust du mir dann diese Qualen an? Wenn meine Freundin Soundso (nach der Schule) geht, tut ihr Vater so etwas nicht an!“

Die Worte seiner Tochter würden ihm Schmerzen bereiten, wenn er sie (immer ge-)hört (hat). Allerdings verhalf ihm Allah, diesen emotionalen Stürme zu widerstehen! Es verblieb dabei, dass sie den Koran lernte, bis sie ihn auswendig beherrschte.

Als sie und ihre Freundinnen aus der Kindheit eines Tages ihren Schulabschluss erhielten, sagte ihr Vater zu ihr (am Tag der Schulfeier): „O meine Tochter, erinnerst du dich, als du klein warst und mich weinend fragen würdest, was ich mit dir mache? Wäre es denn besser, wenn ich damals nachlässig geworden wäre oder ist es denn jetzt nicht besser, dass du den Koran auswendig beherrschst?“

Sie antwortete: „Möge Allah dich mit dem Besten belohnen, liebster Vater! Du bist der beste Vater, den ich haben könnte. Wie kann ich dich jetzt entlohnen? Was du mit mir gemacht hast, ist der Grund, warum Allah diesen Koran in meinem Herz verankerte.

Er sagte: „Siehe hin! Deine Mitschülerinnen sind genauso wie du, sie haben die gleiche Schulkarriere hinter sich, aber sie tragen keinen Koran in sich – du jedoch schon. Erinnerst du dich an die Ermüdung, an die Anstrengungen und an den Druck? Du erinnerst dich nicht mehr! Was dir bleibt, ist dieser gewaltige Vorzug (gegenüber den anderen), den du in deinem Herzen trägst.“