Fragesteller: Meine Frage bezieht sich auf das Streben nach Wissen. Es gibt dahingehend Studenten, die eine außergewöhnliche Nachlässigkeit haben, wenn sie lernen. Sie beginnen ein Buch und nach einer gewissen Zeit beenden sie es nicht, fangen ein neues an und hören wieder auf. Was ist hier die Lösung?
Scheich Muhammad al-Hassan al-Dadaw: Wen Allah rechtleitet, nach Wissen zu streben, der sollte sich bewusst machen, dass dies ein besonderes Charakteristikum ist, das nicht jeder hat. Wen Allah zum Erfolg verhilft (nach Wissen zu streben), so hat Er ihn auserwählt, ein Erbe des Prophetentums zu sein. Dies gehört zu den besten Aufgaben. Er muss lerneifrig sein. Was ihm hilft, ist Allah stets um Vergebung zu bitten, häufig aus dem Koran ein gewisses Pensum zu lesen, viele freiwillige Gebete – etwa Qiyām al-Lail und das Ḍuḥā-Gebet – zu verrichten, sich mit rechtschaffenen Leuten anzufreunden, die mit ihm lernen, und an der Seite von wegweisenden Gelehrten zu sein. All diese Handlungen werden einem helfen, beständig weiter nach Wissen zu streben. Viele Schüler, die sich nur den Büchern widmen, entwickeln gefährliche Herzkrankheiten (z.B. Hochmut). Sie haben z.B. nicht einmal „Mukhtaṣar Ibn Abī Schujāʿ“[1] oder andere kurze Abhandlungen gelernt. Dann siehst du jemanden große Gelehrte angreifen, indem er etwa al-ʿIzz b. ʿAbdis-Salām[2], Ibn al-Ṣalāḥ[3] und al-Nawawī[4] widerlegen will. Dabei hat er nicht mal die kürzesten Werke zu Ende gelernt. Solche Herzkrankheiten sind die Folgen der Unterbrechungen und der Rückständigkeit im Streben nach Wissen.
[1] Eine kurze Abhandlung der schafiitischen Rechtsschule.
[2] Syrischer Gelehrter (577–660 H.), Kadi und Fakih der schafiitischen Rechtsschule.
[3] Kurdischer Hadith-Gelehrter (577–643 H.) der schafiitischen Rechtsschule.
[4] Syrischer Hadith-Gelehrter (631–676 H.), Biograph und Fakih der schafiitischen Rechtsschule. Seine Werke „al-Arbaʿīn an-nawawīya“ (Die 40 Nawawī-Hadithe), „Riāḍ aṣ-ṣāliḥīn“ (Die Gärten der Tugendhaften) und „Kitāb al-aḏkār“ (Das Buch der Lobpreisungen) finden sich heute so gut wie in jeder Moschee.