Moderator: Scheich, manche Leute könnten „Ich faste und hungere gerade“, „Mein Benehmen ist daneben“, „Halte dich fern von mir, ich faste doch“, „Im Moment habe ich kein gutes Benehmen“ sagen und ähnliche Aussagen tätigen, die darauf deuten, dass ihr Benehmen sich während des Fastens verschlechtert hat. Was können wir bezüglich diesen Menschen sagen?
Scheich Muhammad al-Hassan al-Dadaw: Diese Leute fasten nicht richtig, da das richtige Fasten dazu führt freundlich, gutmütig, barmherzig und bescheiden gegenüber den Menschen zu werden. Dies alles fällt unter dem Fasten. Das eben (von dir erwähnte) deutet darauf hin, dass das Fasten für diese Person eine Bürde und keine Ruhe und Heiterkeit für ihre Seele ist. Deswegen müssen wir unsere Brüder und uns selbst angewöhnen, dass das Fasten Ruhe bringt, eine Zuwendung zu Allah ist und man den edlen Engel (in den Taten) nachahmt. Dies führt alles zu einem besseren Charakter, Reinheit der Brust (gegenüber anderen) und der Großzügigkeit und der Barmherzigkeit. Das Fasten hat zur Folge mit all diesen guten Eigenschaften ausgezeichnet zu sein, die Teil des guten Charakters sind.
Als der Prophet ﷺ nach dem guten Charakter gefragt wurde, antwortete er: „Dem zu verzeihen, der dir Unrecht tut, die Beziehung zu demjenigen zu pflegen, der sie bricht, und gut zu demjenigen zu sein, der schlecht zu dir ist.“[1]
Diese drei Eigenschaften können sich die Menschen in diesem edlen Monat angewöhnen. So sollen sie gegenseitig ihre Rechte erfüllen und die Beziehungen pflegen, wenn sie gebrochen sind. Zudem sollen sie die Probleme und Rechte untereinander verzeihen und die Verwandschaftsbande wahren. Man sollte großzügig gegenüber den armen, bedürftigen und kranken Leuten und Waisen sein. Genauso sollte man sich um die schwachen Muslime kümmern. So liebt Allah diejenigen am meisten, die am nützlichsten für Seine Diener und ihre Familien sind. Dies alles ist auch eine Reinigung für den Muslim. Wenn er sich anstrengt, wird er sich irgendwann diese lobenswerten Eigenschaften angewöhnen und sich zu eigen machen. Dadurch verspürt er eine unglaubliche innere Ruhe, welche von der Reinheit seines Inneren und Äußeren kommt. Wenn er die Sünden unterlässt und die schlechten Eigenschaften loswird, wird der īmān in seinem Inneren erstrahlen und dies wirkt sich auf sein Äußeres und seine Körperglieder und Handlungen aus. Dadurch erreicht er die Standhaftigkeit und wird das ganze Jahr nicht zurückfallen, wenn er sich im Ramadan im guten Benehmen anstrengt. Ebenso gewöhnt er sich an das Beten in der Nacht, das freiwillige Fasten, das Durchlesen des Korans und andere gute Taten in diesem Monat. So sollte er das gesamte Jahr am Ball bleiben. Dieser Monat ist lediglich ein Trainingsmonat, der all diese Aspekte beinhaltet, damit er für das gesamte Jahr gewappnet ist.
[1] Vgl. Al-Ġazālī, Iḥyāʾ ʿulūm ad-dīn, Seite 930, Edition: Dār Ibn Ḥazm.