Die Umma wird niemals besiegt werden! | Sh. Haitham al-Haddad

Frage: Was sollten wir als Muslime nun tun?

Scheich Haitham al-Haddad: Es gibt eine Reihe von Dingen, die wir tun können. Zunächst einmal möchte ich die erste Botschaft übermitteln. Übrigens habe ich viele Verwandte in Gaza, mit denen ich kommuniziere und die ich über die Situation befrage. Sie sagten, dass die Situation kaum vorstellbar ist. Einige von ihnen sagten sogar, dass bestimmte Gebiete in Gaza völlig zerstört worden sind. Die Besatzung zielt darauf ab, Gaza vollständig zu zerstören. Sie wollen, und das haben sie auch angekündigt, dass sie es in Schutt und Asche legen wollen. Dies ereignete sich in einigen Gebieten – ganz zu schweigen davon, dass sie die Versorgung mit Lebensmitteln, Strom und Treibstoff eingestellt haben. Sie wollen alle töten. Dies ist meine erste Botschaft. Trotz des Schmerzes haben wir so viele Nachrichten von Verwandten und anderen Menschen in Gaza erhalten, in denen sie sagten: „Macht euch keine Sorgen um uns. Ja, wir leiden, aber unsere Moral ist sehr hoch und wir sind zuversichtlich, dass Allah ﷻ uns nach all diesen Schmerzen den Sieg schenken wird. Die Umma sollte eine sehr hohe Moral haben und auf den Sieg Allahs ﷻ vertrauen.“ Dies ist die Prüfung, die sie durchmachen, und dies ist eine sehr wichtige Botschaft. Wenn man den Koran durchgeht und die Verse studiert, die über die Zeiten des Unheils sprechen, dann findet man vor, dass Allah ﷻ möchte, dass wir stets zuversichtlich sein sollen. Kopf hoch! Allah ﷻ möchte, dass wir optimistisch sind. Als der Prophet ﷺ sich in einer schrecklichen Situation befand und von den Nicht-Muslimen von Mekka verfolgt wurde, denken wir, dass er sich in einer schrecklichen Situation befand, da Abū Bakr zu ihm sagte: „O Gesandter Allahs, sie verfolgen uns. Wenn sie auf uns schauen, werden sie uns sehen.“ Der Prophet ﷺ sagte: „Sei nicht traurig. Allah ist mit uns!“ (9:40)

Nachdem die Muslime in der Schlacht von Uhud „besiegt“ wurden, sagte Allah ﷻ zu ihnen: „Und werdet nicht schwach noch seid traurig, wo ihr doch die Oberhand haben werdet, wenn ihr gläubig seid.“ (3:139)

Dann sagte Allah ﷻ: „Wenn euch eine Wunde zugefügt worden ist, so ist dem (ungläubigen) Volk schon eine gleiche Wunde zugefügt worden.“ (3:140)

Wenn ihr vor einer Herausforderung und Schwierigkeit steht, dann sind andere Menschen, sogar eure Feinde, durch diese Herausforderungen gegangen.

„Und diese Tage (des Kriegsglücks) lassen Wir unter den Menschen wechseln…“ (3:140)

Mal seid ihr siegreich, mal verliert ihr – auch eure Feinde! Es scheint, dass sie jetzt siegreich sind. Sie werden aber nicht ewig siegreich bleiben. Eines Tages werden sie besiegt werden. Dies ist also die Botschaft des Korans, an die wir uns immer wieder erinnern müssen, meine lieben Brüder und Schwestern. Ich möchte, dass alle Prediger und alle Imame, die eine Freitagspredigt halten, der muslimischen Gemeinschaft diese Zusicherung geben. Allein diesen Koranvers aus Sure Āli ʿImrān (Nr. 3) zu zitieren – „Und werdet nicht schwach noch seid traurig, wo ihr doch die Oberhand haben werdet, wenn ihr gläubig seid“ – meine lieben Brüder und Schwestern, – bei Allah – gibt einem so viel Zuversicht und Trost. Er wird uns den Weg nach vorne zeigen. Dies ist die erste Botschaft.

Wie ich schon sagte, sagten die Menschen in Gaza selbst, dass wir uns keine Sorgen um sie machen sollen. Sie haben sich daran gewöhnt, getötet zu werden. Ich habe ein Video von einer Person gesehen. Sie sagte: „Ich bin aus meinem Haus im Flüchtlingslager Asch-Schati herausgekommen. Etwa 200 Menschen aus meiner Verwandtschaft leben dort, und dann begannen die Besatzungstruppen, das Gebäude und die Nachbargebäuden zu bombardieren. Alle Gebäude wurden vollständig zerstört! Ich weiß nicht, wie ich jetzt überleben soll. Ich weiß nicht, wie es mit den mehr als 200 meiner Verwandten steht. Ich weiß nicht, wer noch lebt und wer bereits tot ist. Jedoch ist dies unser Land, und wir werden weiterkämpfen, bis wir unsere Rechte als Palästinenser erhalten. Wir sind entschlossen, das zu tun. Selbst wenn alle von uns verschwinden, werden wir standhaft bleiben und bis zum Ende kämpfen. Wir werden bis zum Ende für unsere Freiheit und für unsere Rechte kämpfen.“

Die zweite Sache, meine lieben Brüder und Schwestern, ist: Wir sehen jetzt, dass der Kampf zu einem Medienkampf wird. Denn die ganzen, leider islamfeindlichen Medien versuchen, die Palästinenser zu verteufeln, indem sie einige militante Gruppen benutzen oder zitieren, um die Palästinenser zu dämonisieren, alle von ihnen, als Hamas oder als den anderen Gruppen, um was zu tun? Um alle Palästinenser zu als Terroristen und legitime Ziele zu betrachten, die es zu töten gilt. Das ist die Strategie der Medien. Wir müssen uns davor hüten, und wir sollten da nicht mitmachen. Wir müssen vorsichtig sein. Natürlich müssen wir die richtige Sprache verwenden, um das Recht der Palästinenser zu verteidigen, aber wir sollten uns unter keinen Umständen diesem Narrativ unterwerfen, da dies ein sehr gefährliches Narrativ ist. Im Militär ist es üblich, bevor man ein Massaker verübt, dies zu tun. Sie dämonisieren die Menschen, um die öffentliche Meinung, die weltweite Meinung vorzubereiten, dass diese Menschen Terroristen sind. Man sollte sie loswerden, und die Welt wird eine viel bessere werden, wenn man sie auslöscht, wie sie es im Irak und an vielen anderen Orten bereits getan haben. Wir sollten uns dem also nicht beugen. Meine lieben Brüder und Schwestern, vor allem diejenigen, die in den sozialen Medien aktiv sind, sollten das palästinensische Narrativ verteidigen. Es gibt einen riesigen Raum, um das palästinensische, islamische Narrativ zu unterstützen. Dies ist also ein weiterer wichtiger Punkt, den wir zu beachten haben, meine lieben Brüder und Schwestern.

Der dritte Punkt: Dieser Konflikt – wie ihr sehen könnt, haben die Amerikaner Flugzeugträger in den Irak geschickt! Sie schicken sie an die Grenzen von Gaza. Warum tun sie das? Sie globalisieren den Konflikt und wir müssen den Konflikt zu einem Konflikt der Umma machen. Wir sollten diesen Konflikt nicht als einen Konflikt zwischen Palästina und Israel werden lassen. Nein, es ist ein größerer Konflikt. Und warum? Jetzt machen sie ihn zu einem globalen Konflikt, Amerika mischt sich ein und schickt Truppen. Sie sagten: „Ja, das ist nur an den Grenzen von Gaza.“ Wir müssen also die gesamte Umma mobilisieren, meine lieben Brüder und Schwestern.

Allah sei Dank! Es gibt eine Menge Stolz in der Umma, erstaunlich viel Wohlwollen in der gesamten Umma. Wir haben vor ein paar Tagen in Algerien oder in Marokko – vergesst mal die Proteste – Menschen auf dem Spielplatz singen und Palästina unterstützten sehen. Wir müssen also die gesamte Bevölkerung mobilisieren, die Angelegenheit zu einer der Umma machen und darauf achten, sie nicht als ein Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis zu verstehen. Außerdem haben die Palästinenser jetzt keine Krankenhäuser mehr. Einige der Krankenhäuser wurden zerstört. Sie haben keine Lebensmittel und keinen Strom, selbst Gebäude, die UNRWA[1] gehören, also das Gebäude der Vereinten Nationen, das von niemandem berührt werden darf. Sie sind nicht mehr im Kriegsgebiet. Ich meine, eines von ihnen ist zerstört worden. Diese Menschen werden also Hilfe brauchen. Ganz zu schweigen davon, meine lieben Brüder und Schwestern, dass wir nach dem Krieg so viele von ihnen verletzt und behindert sehen werden. Sie brauchen echte Unterstützung. Wir müssen sie wirklich unterstützen, meine lieben Brüder und Schwestern!

Letztlich brauchen sie die die vielen Bittgebete! Allah ﷻ sagte: „Oder (ist besser) Wer den in einer Notlage Befindlichen erhört, wenn er Ihn anruft, und das Böse hinwegnimmt…“ (27:62)

Und denkt daran, meine lieben Brüder und Schwestern – ja, die Besatzungstruppen kontrollieren den Luftraum über Gaza. Wer ist aber über sie? Allah ﷻ. Wenn Allah ﷻ mit uns, der Wahrheit und den Palästinensern ist – bei Allah, auch wenn die ganze Welt sie besiegen will, sie werden nicht besiegt werden. Allah ﷻ sagte: „Diejenigen, zu denen die Menschen sagten: ‚Die Menschen haben (sich) bereits gegen euch versammelt…‘“ (3:173).

Alle Menschen sind gekommen, um gegen dich zu kämpfen. Was haben sie dann gesagt? „Unsere Genüge ist Allah, und wie trefflich ist der Sachwalter!“ (3:173)

„So kehrten sie mit einer Gunst von Allah und einer Huld zurück, ohne dass ihnen etwas Böses widerfahren war…“ (3:174)

Allah ﷻ wird sie retten, weil sie auf Ihn ﷻ vertrauten und alles taten, was sie hätten tun können, um sich zu verteidigen. Ich rate unseren Brüdern, weise zu sein und nichts zu tun, was ihrer Sache schaden könnte. Wir müssen vorsichtig sein, denn leider könnten einige wirklich extreme Gruppen etwas Dummes tun, um der Sache zu schaden – die richtige Sache, die legitime Sache der Palästinenser und derjenigen, die sie verteidigen. Wir müssen vorsichtig, wachsam und klug sein. Für uns ist es an der Zeit, aktiver zu werden. Ich möchte sagen, meine lieben Brüder und Schwestern, seid zuversichtlich in Bezug auf Allahs Worte. Allah ﷻ sagt, dass dies eine Prüfung von Allah ﷻ ist, und normalerweise kommt nach der Standhaftigkeit kommt was? Der Sieg! Allah ﷻ sagte: „…Doch wenn ihr euch in Geduld übt und taqwā[2] gemäß handelt, wird ihre Heimtücke euch nicht im Geringsten schaden…“ (3:120)

„Und Wir bestellten unter ihnen Vorbilder, die (sie) nach Unserem Befehl leiteten, als sie sich standhaft gezeigt halten…“ (32:24)

Sieg ist nur eine weitere Stunde Standhaftigkeit.[3] Nach der Standhaftigkeit kommt inschallah der Sieg! Die Wahrheit wird sich durchsetzen! Diese Umma, meine lieben Brüder und Schwestern, ist die Umma der Wahrheit und des Sieges. Diese Umma wird niemals besiegt werden. Sie wird nicht besiegt werden. Habt also dieses Vertrauen und Allah ﷻ wird uns die Wahrheit zeigen. Möge Allah euch mit dem Besten belohnen!

[1] Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten.

[2] Das Konzept der taqwā bedeutet, gottesachtsam zu sein bzw. sich vor Allahs Strafe in Acht zu nehmen, indem man dazu auch gewisse Handlungen vornimmt. Die verbreitete Übersetzung mit „Gottesfurcht“ ist ungenügend.

[3] Diese Aussage wird dem Befehlshaber ʿAbdullāh al-Baṭṭāl während der arabisch-byzantinischen Kriege zugeschrieben; vgl. al-Ḏahabī, Tārīḫ al-islām wa-wafayāt al-mašāhīr wa-l-aʿlām, Band 7, Seite 409, Edition: Dār al-Kiāb al-ʿArabī; Ibn ʿAsākir, Tārīḫ madīnat dimašq, Band 33, Seite 407, Edition: Dār al-Fikr.

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