Die Misyar-Ehe | Sh. Muhammad ad-Dadaw

Moderator: Das Urteil über die Misyār-Ehe?

Scheich Muhammad al-Hassan al-Dadaw: Was heute als Misyār-Ehe[1] (wörtl. „Ehe des Durchreisenden“) bezeichnet wird, meint, dass der Mann die Frau heiratet und sie auf (einige) ihre(r) Rechte verzichtet. Weder ist er bei ihr zuhause noch teilt er seine Zeit für sie ein – mit ihrem Einverständnis!

Moderator: Dies ist dann unproblematisch?

Dadaw: Nur wenn kein Betrug und Verrat vorliegen. Denn einigen Männern – Allah bewahre – mangelt es an Religiosität und Scham, so heiraten sie mehr als vier Frauen…

Moderator: …im Rahmen eines Misyār-Ehevertrages? Allah bewahre.

Dadaw: Genau. Der Mann, der eine solche Form von Ehe schließt, muss ein religiöser sein und damit bezwecken für ihren Lebensunterhalt aufzukommen, insbesondere wenn sie ein Kind will etc.

Moderator: Dass dies einigen Zwecken der Heirat widerspricht, ist kein Grund für ein islamisches Verbot?

Dadaw: Sofern sie hiermit einverstanden ist (ist es erlaubt). Sie besitzt das Recht zu verzichten. Sie sind intim miteinander und alle anderen Rechte kommen zugute, und sie verzichtet auf ihre Rechte, dass er ihr seine Zeit widmet und finanziell versorgt zu werden. Als die (zweite) Ehefrau des Gesandten Allahs ﷺ und Mutter der Gläubigen, Sauda bt. Zamʿa, alt wurde, verzichtete sie auf ihr Recht, dass er (ﷺ) ihr seine Zeit widmen muss. So gab sie sie ʿĀʾischa .[2]


Alle drei Hadithe in „Sahih al-Buchārī“ sind wortidentisch und lauten:

ʿĀʾischa sagte:

كَانَ رَسُولُ اللَّهِ ﷺ إِذَا أَرَادَ سَفَرًا أَقْرَعَ بَيْنَ نِسَائِهِ، فَأَيَّتُهُنَّ خَرَجَ سَهْمُهَا خَرَجَ بِهَا مَعَهُ، وَكَانَ يَقْسِمُ لِكُلِّ امْرَأَةٍ مِنْهُنَّ يَوْمَهَا وَلَيْلَتَهَا، غَيْرَ أَنَّ سَوْدَةَ بِنْتَ زَمْعَةَ وَهَبَتْ يَوْمَهَا وَلَيْلَتَهَا، لِعَائِشَةَ زَوْجِ النَّبِيِّ ﷺ تَبْتَغِي بِذَلِكَ رِضَا رَسُولِ اللَّهِ ﷺ‏‏

„Wenn der Gesandte Allahs ﷺ eine Reise unternehmen wollte, loste er unser seinen Frauen aus. Diejenige, deren Name gezogen wurde, reiste dann mit ihm. Außerdem würde er seinen Tag und seine Nacht für jede Frau einplanen, außer für Sauda bt. Zamʿa: Sie gab ʿĀʾischa, die Ehefrau des Propheten ﷺ, ihren (einen) Tag mitsamt der Nacht. Dadurch wollte sie (Sauda) die Zufriedenheit des Gesandten Allahs ﷺ erlangen.“

Der Hadith in „Sahih Muslim“ lautet:

ʿĀʾischa sagte:

مَا رَأَيْتُ امْرَأَةً أَحَبَّ إِلَىَّ أَنْ أَكُونَ فِي مِسْلاَخِهَا مِنْ سَوْدَةَ بِنْتِ زَمْعَةَ مِنِ امْرَأَةٍ فِيهَا حِدَّةٌ قَالَتْ فَلَمَّا كَبِرَتْ جَعَلَتْ يَوْمَهَا مِنْ رَسُولِ اللَّهِ ﷺ لِعَائِشَةَ قَالَتْ يَا رَسُولَ اللَّهِ قَدْ جَعَلْتُ يَوْمِي مِنْكَ لِعَائِشَةَ ‏.‏ فَكَانَ رَسُولُ ﷺ يَقْسِمُ لِعَائِشَةَ يَوْمَيْنِ يَوْمَهَا وَيَوْمَ سَوْدَةَ

„Keine Frau war mir je lieber als Sauda bt. Zamʿa. Ich wünschte, ich wäre so wie sie, weil sie so hingebungsvoll war.“ Sie (ʿĀʾischa) sagte: „Als sie (Sauda) alt war, gab sie mir ihren Tag, an dem sie Zeit mit Gesandten Allahs ﷺ verbrachte, und sagte: ‚O Gesandter Allahs, ich habe meinen Tag ʿĀʾischa gegeben.‘ So teilte der Gesandte Allahs ﷺ zwei Tage für ʿĀʾischa und einen Tag für Sauda ein.‘“

Der erste Hadith in „Sunan Abī Dāwūd“ lautet:

ʿĀʾischa sagte:

يَا ابْنَ أُخْتِي كَانَ رَسُولُ اللَّهِ ﷺ لاَ يُفَضِّلُ بَعْضَنَا عَلَى بَعْضٍ فِي الْقَسْمِ مِنْ مُكْثِهِ عِنْدَنَا وَكَانَ قَلَّ يَوْمٌ إِلاَّ وَهُوَ يَطُوفُ عَلَيْنَا جَمِيعًا فَيَدْنُو مِنْ كُلِّ امْرَأَةٍ مِنْ غَيْرِ مَسِيسٍ حَتَّى يَبْلُغَ إِلَى الَّتِي هُوَ يَوْمُهَا فَيَبِيتُ عِنْدَهَا وَلْقَدْ قَالَتْ سَوْدَةُ بِنْتُ زَمْعَةَ حِينَ أَسَنَّتْ وَفَرِقَتْ أَنْ يُفَارِقَهَا رَسُولُ اللَّهِ ﷺ يَا رَسُولَ اللَّهِ يَوْمِي لِعَائِشَةَ ‏. فَقَبِلَ ذَلِكَ رَسُولُ اللَّهِ ﷺ مِنْهَا قَالَتْ نَقُولُ فِي ذَلِكَ أَنْزَلَ اللَّهُ تَعَالَى وَفِي أَشْبَاهِهَا أُرَاهُ قَالَ ‏{‏ وَإِنِ امْرَأَةٌ خَافَتْ مِنْ بَعْلِهَا نُشُوزًا ‏}‏

„O Neffe, der Gesandte Allahs ﷺ bevorzugte keine seiner Frauen der anderen gegenüber hinsichtlich der zeitlichen Einteilung. Er pflegte uns so gut wie jeden Tag zu besuchen. Er würde sich zu jeder (seiner) Frau(en) nähren, ohne mit ihr (ihnen) zu verkehren. Er übernachtete bei derjenigen (Frau), die an dem Tag an der Reihe war. Als Sauda bt. Zamʿa alt wurde, befürchtete sie, dass der Gesandte Allahs ﷺ sie scheiden würde. So sagte sie: ‚O Gesandter Allahs ﷺ, ich gebe meinen Tag (den du mit mir verbringst) ʿĀʾischa.‘ Der Gesandte Allahs ﷺ nahm dies von ihr an.“

Sie (ʿĀʾischa) sagte: „Wir denken, dass Allah, der Erhabene, wegen ihr (Sauda) oder ähnlichen Fällen (von Frauen) Folgendes offenbarte: ‚Sollte eine Frau von ihrem Ehemann Auflehnung oder Vernachlässigung (be-)fürchten… (4:128)‘“

Der zweite Hadith in „Sunan Abī Dāwūd“ ist identisch mit dem Hadith in „Sahih al-Buchārī“ mit dem Unterschied, dass der letzte Satz fehlt.

Der Hadith in „Sunan Ibn Mājah“ lautet:

ʿĀʾischa sagte:

لَمَّا أَنْ كَبِرَتْ، سَوْدَةُ بِنْتُ زَمْعَةَ وَهَبَتْ يَوْمَهَا لِعَائِشَةَ فَكَانَ رَسُولُ اللَّهِ ﷺ يَقْسِمُ لِعَائِشَةَ بِيَوْمِ سَوْدَةَ

„Als Sauda bt. Zamʿa alt wurde, gab sie ʿĀʾischa ihren Tag. So plante der Gesandte Allahs ﷺ zwei Tage von Sauda für ʿĀʾischa ein.“

[1] Oder auch: Misfār-Ehe.

[2] Sahih al-Buchārī, Kapitel 51, Hadithnr. 2593 = Kapitel 52, Hadithnr. 2688 = Kapitel 67, Hadithnr. 5212;
Sahih Muslim, Kapitel 17, Hadithnr. 1463; Sunan Abī Dāwūd, Kapitel 12, Hadithnr. 2135, 2138; Sunan Ibn Mājah, Kapitel 9, Hadithnr. 1972.

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