Moderator: Scheich, ist die Abstammung des Gesandten ﷺ tatsächlich bis zum Propheten Ādam authentisch zurückzuführen oder nur bis ʿAdnān?
Scheich Muhammad al-Hassan al-Dadaw: In Bezug auf Abstammungslinien ist keine Authentizität erforderlich, da sie (oft) auf problematischen Informationsquellen basieren. Niemand kann seine Abstammungsgeschichte gewissenhaft von sich behaupten. Die Abstammungslinie des Gesandten Allahs ﷺ zu ʿAdnān ist nachgewiesen, da er es selbst sagte.[1] Darüber hinaus existiert auch keine Meinungsverschiedenheit, dass er zur Nachkommenschaft von Ismāʿīl b. Ibrāhīm und von Nūḥ gehört. Im Hinblick auf die Linien zwischen ʿAdnān und Ismāʿīl, Ibrāhīm und Nūḥ sowie Nūḥ und Ādam gibt es Meinungsunterschiede. Die Genealogen (Familien- und Ahnenforscher) besitzen eine Methode, die sie als am zutreffendsten sehen.
Es bestehen keine Zweifel darüber, dass er Muḥammad b. ʿAbdillāh b. ʿAbdil-Muṭṭalib b. Hāschim b. ʿAbd-Manāf b. Quṣai b. Kilāb b. Murra b. Kaʿb b. Luʾai b. Ġālib b. Fihr b. Mālik b. al-Naḍr b. Kināna b. Khuzaima b. Mudrika b. Ilyās b. Muḍar b. Nizār b. Maʿadd b. ʿAdnān heißt.
Dass letzterer aber ʿAdnān b. Udd b. Udad b. al-Hamīsaʿ b. Qaidār b. Nābat b. Ḥamal b. Ismāʿīl b. Ibrāhīm b. Āzar b. Nāḥūr b. Fāliġ b. ʿĀbir b. Irfakhschad b. Sām b. Nūḥ b. Lāmik b. Yard b. Mahlīl b. Anūsch b. Qainān b. Schīṯa b. Ādam heißt, ist umstritten. Jedoch ist dies am authentischsten den Historikern zufolge.
Moderator: Scheich, wurde in den Sahih-Werken oder anderen Werken bis ʿAdnān die Abstammung überliefert?
Dadaw: Ja, es wurde in einem authentischen Hadith überliefert, dass der Prophet ﷺ sie aufzählte.
Scheich Sa’īd al-Kamalī: Die Abstammungslinie des Gesandten Allahs ﷺ lautet: Muḥammad ﷺ b. ʿAbdillāh b. ʿAbdil-Muṭṭalib b. Hāschim b. ʿAbd-Manāf b. Quṣai b. Kilāb b. Murra b. Kaʿb b. Luʾai b. Ġālib b. Fihr b. Mālik b. al-Naḍr b. Kināna b. Khuzaima b. Mudrika b. Lyās[2] b. Muḍar b. Nizār b. Maʿadd b. ʿAdnān. Bis hierhin sind sich alle Genealogen über die Richtigkeit seiner Abstammung ﷺ einig.
Zudem herrscht hinsichtlich der Abstammung des Gesandten Allahs ﷺ in folgenden vier Punkten Konsens:
1. Der Gesandte Allahs ﷺ gehört zur Nachkommenschaft von Ismāʿīl b. Ibrāhīm .
2. Er ﷺ gehört auch zur Nachkommenschaft von Nūḥ , da unser Herr sagte:
„Und Wir machten seine (Nūḥ) Nachkommenschaft zu den (einzig) Überlebenden.“ (37:77)
3. Ebenfalls gehört er ﷺ zur Nachkommenschaft von Sām b. Nūḥ und
4. zur Nachkommenschaft von Schīṯa b. Ādam .
Hierin haben Genealogen und Biographen eine einhellige Meinung. Worin sie Meinungsverschiedenheiten haben, sind die Personen zwischen ʿAdnān und Ismāʿīl sowie zwischen Ibrāhīm und Schīṯa b. Ādam . Diese Meinungsunterschiede haben ihre Berechtigung. Sie betreffen die Anzahl der Personen dazwischen und die (Schreibweise der) Namen und ihre Aussprache. Schließlich sind die meisten Namen nicht arabisch. So sagte Ibn Duraid[3] :
فما بعد عدنان فهي أسماء سُريانية لا يُوضِّحها الاشتقاق
„Alles nach ʿAdnān sind aramäische Namen, aus denen sich nichts Klares ableiten lässt.“[4]
Daher existieren in dieser Sache so viele Meinungsverschiedenheiten und aufgrund dieser Meinungsverschiedenheiten über die Anzahl der Personen und die Schreibweise ihrer Namen haben viele Genealogen, darunter Scheich al-Badawī al-Majlisī[5] (asch-Schanqīṭī), die Namen erst gar nicht erwähnt. Dieser dichtete:
مَا فَوقَ عَدْنَان ومَا دُونَ الذَّبيحْ *** مِنْ حَامِلي نُورِ نَبيِّنَا الصَّبِيحْ
في عَدِّه وفـــــــــــي التَـــــــــــلَّـــــفُّــــــظ بِهِ *** خُلْفٌ تَرَـكْنَا ذِكْرَهُ لـِــــــرَيْـــــــــبِــــــــــــهِ
„Was nach ʿAdnān und dem Geopferten (Ismāʿīl) steht,
die Vorväter des leuchtenden Anmutigen – unser Prophet,
Zahl und Artikulation ihrer Namen werden nicht erwähnt,
da Zweifel wurden gehegt.“[6]
Eine andere Gruppe von Genealogen und Biographen zeigte die Abstammung nach ʿAdnān auf und stufte entsprechend ein, was sie als am richtigsten erachtete. Imam al-ʿIrāqī[7] mühte sich ab, die gesamte Abstammung bis Ādam in seinem Werk zu erwähnen. Nachdem er die Abstammung des Ehrenhaften (ﷺ) bis ʿAdnān erwähnte, sagte er:
وَهْوَ ٱبْنُ عَدْنَانَ، وَأَهْلُ ٱلنَّسَبِ *** قَدْ أَجْمَعُوا إِلَى هُنَا فِي ٱلْكُتُبِ
وَبَــــــعْـــــدَهُ خُـــلْــــــــفٌ كَـــــثِــــيـــــرٌ جَـمُّ *** أَصَـــحُّهُ حَـــــــــوَاهُ هَـذَا ٱلنَّـــــــــظْــــــمُ
„Ibn ʿAdnān heißt er mit Namen,
bis hier herrscht Konsens in den Werken der Forscher der Ahnen.
Danach gibt es viele Unterschiede in der Ansicht,
das richtigste davon ist in diesem Gedicht.“[8]
Sodann erwähnte er folgende Abstammungslinie: ʿAdnān b. Udad b. Muqauwam b. Nāḥūr b. Tairaḥ b. Yaʿrubā b. Yaschjubā b. Nābit b. Ismāʿīl b. Ibrāhīm b. Tāraḥ, also Āzar, b. Nāḥūr b. Schārūḥ b. Arġū b. Fālikh b. ʿAibar b. Schālakh b. Arfakhschad b. Sām b. Nūḥ b. Lāmak b. Mattūschalakha b. Khanūkh. Einige Gelehrte meinten, Khanūkh sei Idrīs , aber die richtigere Ansicht lautet, dass er nicht Idrīs ist. Denn als der Gesandte Allahs ﷺ in der Nacht zum Himmel reiste und auf die Propheten traf, deren Geschichten uns berichtet wurden, sagte Ādam : „Gegrüßt sei der rechtschaffene Prophet und Sohn.“ Und als er Ibrāhīm antraf, sagte dieser (ebenfalls): „Gegrüßt sei der rechtschaffene Prophet und Sohn.“ Als er aber dann jeweils auf Idrīs und Mūsā traf, sagten diese: „Gegrüßt sei der rechtschaffene Prophet und Bruder.“[9]
Wäre also Idrīs in seiner Abstammungslinie, dann hätte er das Gleiche sagen müssen, was seine Vorväter (Ādam und Ibrāhīm) sagten, nämlich: „Gegrüßt sei der rechtschaffene Prophet und Sohn.“ Da er (Idrīs) aber „Gegrüßt sei der rechtschaffene Prophet und Bruder“ (zu Muḥammad) sagte, wissen wir, dass er nicht mit ihm (ﷺ) verwandt ist. Khanūkh ist damit nicht Idrīs.
(Fortsetzung der Abstammungslinie) Er heißt Ibn Khānūkh b. Yard b. Mahlīl b. Qainan b. Yānisch b. Schīṯa b. Ādam . Diese Abstammungslinie führte der Ḥāfiẓ al-ʿIrāqī an. Ich sagte euch bereits, dass dieser Teil (nach ʿAdnān) unter den Gelehrten umstritten ist.
[1] Siehe Kommentare zu Sahih Muslim, Kapitel 43, Hadithnr. 2276; Jāmiʿ al-Tirmiḏī, Kapitel 49, Hadithnr. 3605 f.
[2] In seinen Unterrichten erwähnte der Scheich, dass der korrektere Name „Lyās“ und nicht „Ilyās“ lautet, da die Araber damals ihre Söhne nicht nach Propheten nannten.
[3] Irakischer Poet (223–321 H.) und Philologe.
[4] Ibn Duraid, Kitāb al-ištiqāq, Seite 32, Edition: Dār al-Jīl.
[5] Mauretanischer Genealoge (1158–1208 H.).
[6] Al-Badawī, ʿAmūd an-nasab aš-šarīf, Seite 31, Edition: al-Maktab al-ʿArabī lil-khidmāt al-Ṯaqāfīya.
[7] Irakisch-kurdischer Hadith-Gelehrte (725–806 H.) der schafiitischen Rechtsschule. Er war der Lehrer von Ibn Ḥajar al-ʿAsqalānī.
[8] Al-ʿIrāqī, Alfīyat as-sīra an-nabawīya, Seite 33, Edition: Dār al-Minhāj.
[9] Siehe Sahih al-Buchārī, Kapitel 8, Hadithnr. 349, Kapitel 60, Hadithnr. 3342, Kapitel 63, Hadithnr. 3887; Sahih Muslim, Kapitel 1, Hadithnr. 163 f.